Ein tiefer Graben quer durch Sievershausen
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- Erstellt: Samstag, 11. Mai 2019 17:36
Ein tiefer Graben zieht sich durch Sievershausen, ein sehr tiefer. Er ist nicht sichtbar, aber doch ist er da, genau im Verlauf der John-F.-Kennedy-Straße, der Straße, die Sievershausen teilt. Die Sievershäuser haben sogar das Gefühl, dass dieser Graben immer tiefer wird, je näher es auf den Himmelfahrtstag zugeht. Richtig, denn am Donnerstag, den 30. Mai werden wieder aus der gesamten Ortschaft Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer, Greise und sogar Babys in roter und blauer Kleidung in Scharen in Richtung des Sievershäuser Sportplatzes am Schmiedeweg ziehen.
Dies kann in Sievershausen nur eines bedeuten: Die Dorffehde „Norddorf gegen Süddorf“, einer der vielen Höhepunkte im Sievershäuser Veranstaltungskalender, steht auf dem Programm und alle Einwohner aus Lehrtes östlichster Ortschaft wollen dazu beitragen, dass ihre Dorfhälfte den vielumjubelten Sieg ein Jahr feiern kann.
In diesem Jahr liegt eine besondere Stimmung über der Dorffehde. Nach Siegen steht es sieben zu sieben zwischen dem roten Norden und dem blauen Süden. Und jede Dorfhälfte möchte der anderen Dorfhälfte symbolisch die Rücklichter zeigen. Jedenfalls wäre es eine bittere Schmach, am Himmelfahrtstag zu verlieren.
Dabei fing in diesem Jahr alles ganz harmonisch an. Es wurde gemeinsam der Karneval der SOS Karnevalsgesellschaft gefeiert, der Maibaum wurde gemeinsam aufgestellt, die Planungen für das Feuerwehrfest laufen auf Hochtouren und auch das große Dorffest im August wird von blauen und roten gemeinsam geplant und gestaltet. Harmonie? Doch wohl nur auf dem ersten Blick. Schon beim Karneval haute man sich gegenseitig die Pointen wie Kölner und Düsseldorfer um die Ohren und bei allen Festen stehen schon kleine Grüppchen zusammen, die sich leise, aber intensiv über die Bewohner der anderen Dorfhälfte „austauschen“.
Eine Abkühlung der aufgeheizten Stimmung wird es auf beiden Seiten der trennenden John-F.-Kennedy-Straße nicht geben. So wird die Stimmung weiterhin ihren Siedepunkt entgegen steigen und sich erst am Himmelfahrtstag auf der Sportanlage am Schmiedeweg in furioser Weise entladen.
Traditionell wird dann um 10.00 Uhr Pastorin Hanna Dallmeier bei einem Freiluftgottesdienst im 16-Meterraum des Sportplatzes nochmal versuchen, den tiefen Graben zuzuschütten. Da hier aber schon der erste Punkt für die meisten Gottesdienstteilnehmer vergeben wird, werden ihre Bemühungen, wie in jedem Jahr, im Sande verlaufen. Im vergangenen Jahr gab es hier einen Teilnehmerrekord von über 300 Gottesdienstbesuchern. Der Norden gewann mit einem Teilnehmer mehr, so dass der Süden auf Revanche sinnt, war der Gottesdienst doch jahrelang ein sicherer Punkt für das Süddorf.
Anschließend geht es dann richtig zur Sache, denn es messen sich die Dorfhälften beim Fußballspielen und bei den Spielen ohne Grenzen.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene spielen ab 11.00 Uhr Fußball gegeneinander. Natürlich sind hier auch Nichtfußballer herzlich willkommen. Ab etwa 13.00 Uhr heißt es dann „Start frei" für das „Spiel ohne Grenzen“. Die Organisatoren lassen sich jedes Jahr tolle und lustige Spiele einfallen, bei denen die Zuschauer ihren Spaß haben und die Lachmuskeln strapaziert werden. Was gespielt wird, bleibt bis zum Spielbeginn ein Geheimnis. Nur das es lustig wird, das weiß inzwischen jeder Besucher der bekannten Dorffehde.
Gegen 17.00 Uhr wird dann die wichtigste Frage des Jahres beantwortet sein: Wird der Bürgermeister aus dem Norden oder aus dem Süden die Ehrentafel unter dem Jubel seiner Dorfbewohner in die Höhe recken und damit die Führung in der Gesamtwertung erobern?
Die nicht ganz ernst gemeinte Dorffehde bringt Spaß für die ganze Familie. So gibt es auf dem Sportplatz weitere Aktionen. Eine große Hüpfburg, Spielzeug aus dem Spielmobil und Bastelangebote stehen für die kleinen Akteure bereit und die Stadtwerke Lehrte schicken auf der Dorffehde einen Clown vorbei. Natürlich ist für ausreichend Essen und Trinken auch mit einer großen Kaffeetafel gesorgt, damit sich Zuschauer und Athleten ausreichend stärken können. Nach geschlagener Fehde findet anschließend die Aussöhnung in der „Dritten Halbzeit“ mit der Gewissheit statt, dass diese spätestens vorbei sein wird, wenn Himmelfahrt 2020 naht.